Italien hat sich wieder. Kaum sind Turner und seine Italienbilder weiter gereist, übernehmen die Italiener ihre rechtmäßige Herrschaft in Budapest wieder. Das Museum der Schönen Künste kann dabei auf einen reichen Fundus im eigenen Hause zurückgreifen, mehr als 1.000 Stücke im Haus am Heldenplatz stammen von italienischen Meistern, doch die besten Museen der Welt helfen mit...
Daraus immer einmal wieder Spezialausstellungen zu kochen, ist nur recht und vor allem auch billig. Doch man hat gelernt. Manchmal schlug man nämlich dabei schon über die Strenge, so war man vor ein paar Jahren etwas dreist, in dem man großformatig mit Da Vinci warb, um es dann aber, nach einer düsteren Peripher- und Epigonenschau bei einer kleinen Studie, einem halben Pferdehintern kurz vor dem Ausgang, belassen zu müssen. Schwamm drüber, nur im übertragenen Sinne natürlich!!!
Nun also Boticelli und Tizian und all das dazwischen, was "zwei Jahrhunderte" italienischer Meisterschaft abdecken soll. Zwei Jahrhunderte mit italienischen Meistern, das wird ein Getümmel der Genies, eine Reizüberflutung der allerfeinsten Art. Man will rund 110 Gemälde der italienischen Renaissance heranholen, das meiste davon aus italienischen Leihgaben, aber auch aus dem Louvre, dem Prado und der Nationalgalerie London sowie dem Kunsthistorischen Museum in Wien werden Werke beigesteuert.
Rund 30 Werke kommen aus eigenem Bestand. Damit sollen Werk, Umfeld und Schule der zwei großen Neuerer der abendländischen Malerei beleuchtet werden. Eine ähnliche Schau der Landesmeister mit internationaler Beteiligung betrieb man mit riesigem Erfolg bereits 2006 mit den Spaniern El Greco, Velázquez und Goya, die damals 300.000 Besucher anzog, eine weitere gab 2004 die gegenüberliegende Kunsthalle mit 400 Jahren französischer Malerei mit ähnlichem Erfolg.
Einer der Höhepunkte der Ausstellung wird ganz sicher die "Dame mit dem Hermelin", praktisch der jüngeren Schwester der Mona Lisa, bilden. Das Gemälde entstand zwischen 1482 und 1485, also rund 20 Jahre vor der Mona Lisa und zeigt Cecilia Gallerani, die Frau eines Förderers von da Vinci in Mailand. Um die Leihgabe aus dem Czartoryski Museum im polnischen Krakow möglich zu machen, wurde das Werk auf 80 Mrd. Forint (ca. 290 Mio EUR) versichert.