Der 35jährige Germanist war zuvor bereits stellvertretender Direktor des Haus Ungarn in Berlin und davor Mitglied des Vorbereitungskommitee für die Kulturhauptstadt Pécs 2010. Diesen Posten verließ er aus Protest gegen die persönlichen Vereinnahmungen durch politische und städtische Kräfte. Zur Zeit ist Márton Kanzler der Deutschsprachigen Andrássy Universität in Budapest.
Sein Vorgänger Zoltán Fónagy bezeichnete die Aufgabe der Leitung des CH als Lust und Last zugleich. Auf der einen Seite sei es ihm gelungen, jungen ungarischen Künstlern zu einem Auftritt vor neuem Publikum oder einer ersten Ausstellung im Ausland zu verhelfen. Als größten Gewinn bezeichnete er für seine Amtszeit, die Wirkung des Instituts als ernstzunehmender Ansprechpartner für die österreichische Kunst- und Kulturszene verstärkt zu haben. Diese vielfältige Vernetzung und die Aufrechterhaltung der Programmschwerpunkte, von Kinderspielhäusern über Ausstellungen, Lesungen, Theater bis hin zu wissenschaftlichen Konferenzen und den Stipendiatenprogrammen, war jedoch zuletzt auch nur noch durch das hohe persönliche Engagement des Direktors und seiner Mitarbeiter gewährleistet. Die Institute leiden in diesem Krisenjahr nicht nur unter einer Budgetkürzung, sondern auch unter dem Forintverfall, der sich bei den in Euro entstehenden Kosten besonders schmerzlich bemerkbar machte, sagte Fónagy im Gespräch mit dem Pester Lloyd. Er hätte sich manchesmal auch mehr inhaltliches Interesse von den Verantwortlichen in Budapest gewünscht und regt an, die Strukturen der "Kulturzentren" hin zu einer zeitgemäßeren, dezentralen Arbeitsweise hin zu überdenken, ohne dabei die Grundaufgaben außer Acht zu lassen.
Pester Lloyd / -ms.